Ich habe meine hartnäckigste „innere Kritikerin“ Gundula genannt. Gundula ist in letzter Zeit vor allem dann gern und schnell zur Stelle, wenn es besonders leicht läuft. Wenn mir meine Arbeit locker „von der Hand“ geht, die Rückmeldungen meiner Klientinnen und Klienten besonders positiv sind und mir Coaching und Training so viel Spaß machen, dass ich hinterher denke: „Und dafür wirst du jetzt auch noch bezahlt?!“
Dann ist Gundula zuverlässig da. Gundula wirbelt unvermittelt Gedanken durch meinen Kopf wie: „Du warst nicht gut genug, das hätte besser sein können“ oder „Was so leicht war, kann nicht gut sein.“
Generationenübergreifende Kämpfe finden in wenigen Minuten in meinem Kopf statt. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass Arbeit sich schwer und hart anfühlen muss, wenn es gute Arbeit ist. Jahrzehnte später noch greift Gundula auf alte Konzepte zielsicher zurück und weist mich in meiner Freude und meinem Gefühl von Leichtigkeit in meine Schranken.
Wir sind alte Vertraute, sie und ich. Gundula schätzt es nicht, wenn ich zu übermütig werde, wenn ich wage, nach einem langen Arbeitstag beschwingt und singend nach Hause zu fahren, weil ich wirklich Spaß hatte. Sie raunt mir dann gern in einem sehr bestimmenden Tonfall zu: „ Du weisst genau, dass da was nicht stimmt, wenn du nicht müde bist nach getaner Arbeit!“. Und manchmal falle ich auf sie rein und reagiere prompt beschämt über meine gute Laune.
Ich bin sicher, dass Gundula gute Gründe für das hat, was sie sagt. Vielleicht möchte sie mich davor bewahren, zu sehr abzuheben, damit ich im Anschluss nicht tief falle. Möglich ist das.
Je besser wir uns kennen, desto leichter fällt es uns, zu kooperieren und konstruktiv miteinander umzugehen.
„Aha, Gundula, du wieder… Wie wär´s, wenn wir zwei es heute mal anders machen als sonst… Ich habe beschlossen, meine Arbeit heute leicht UND gut zu finden, auch, wenn du gute Gründe hast, mich davon abhalten zu wollen. Du musst mir nicht zustimmen, es ist ok, wenn du skeptisch bist, und es reicht schon, wenn du NUR FÜR HEUTE – EINFACH MAL DIE KLAPPE HÄLTST!“
Manchmal spreche ich ganz sanft mit ihr, manchmal schweige ich zu dem, was sie sagt. Und manchmal ist es erforderlich, Klartext mit ihr zu reden.
Wie gut kennst DU deine innere Kritikerin? In welchen Situationen ist sie an deiner Seite? Wann hält sie sich zurück? Wie gelingt es dir, sie zu zähmen oder welche Art des Umgangs pflegt ihr miteinander? 😉
Liebe Jana, mir gefällt die Leichtigkeit, wie du das schwere Thema beschrieben hast. Du hast die innere Kritikerin durch die Namensgebung so nahbar gemacht, das hat mir sehr gut gefallen.
viel Erfolg damit.
Liebe Grüße Marlene
Liebe Marlene, danke Dir für Dein Feedback! Ich glaube, es ist einfach immer wieder eine bewusste Entscheidung, wieviel Raum wir der „Schwere“ in uns geben möchten. Und in dem Moment, in dem das „Kind einen Namen bekommt“, kann ich es mit einem Schmunzeln auch mal in die „stille Ecke“ schicken…;-) Herzliche Grüße. Jana
Liebe Jana Höhm. Vielen Dank. Ich sitze hier und grinse immer noch. Die Idee, der Kritikerin einen Namen zu geben, finde ich großartig! Das macht Spaß, das werde ich auch tun… – noch weiß ich nicht, wie sie heißt. Sehr schöner leichter Artikel 🙂 ansteckend mit Lächel-Beschwingt-Sein-Effekt bei mir, so wie du singend nach Hause gehst. Herzlichen Gruß, Kristina
Liebe Kristina, wie schön, dass Gundula und ich Dir eine Freude machen konnten;-) Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und liebe Grüße. Jana